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September 2020
Strategien für zirkuläre Druckprodukte.

Waiting for the drama, Michele Bressan

Bild: Little Printer

Druckprodukte behalten ihre Stellung als geniesserisches Medium und für Verpackungen. Deshalb sollte die Gestaltung und eben auch ihre Herstellung in eine Designstrategie einbezogen werden. Wir schauen uns an, wie das nachhaltig und zirkulär möglich ist.

Die Nutzung von Papier als Träger von Botschaften nimmt stetig ab. Visitenkarten, Rechnungen, Briefe, Verträge, Informationsblätter – all dies wird nun elektronisch zum Empfänger geschickt. Nichtsdestotrotz haben Druckprodukte ihre Stellung halten können, als besonders hochwertiges, entschleunigtes, fast schon geniesserisches Medium. Zusätzlich ist Cellulose in einem Bereich nicht wegzudenken: bei Verpackungen und Paketen. Man kann also davon ausgehen, dass Druckprodukte, oder Printmaterialien, wie sie auch genannt werden, weiterhin benutzt werden. Sogar wird der gefühlte Wert steigen, da sie die Ausnahme in der heutigen Kommunikation darstellen.

Eine Marke sollte also darauf achten, Druckprodukte ebenfalls in die Designstrategie einzubeziehen. Gestalterische Elemente repräsentieren die Marke, doch gerade im Bereich der Nachhaltigkeit sind auch die eingesetzten Ressourcen wichtig. Wir schauen uns deshalb die möglichen Strategien an, um Druckprodukte zirkulär und möglichst nachhaltig einzusetzen.

Druck- oder Printprodukte bestehen grundsätzlich aus Papier und Farbe. Nun können wir den Lebenszyklus dieser zwei Komponenten anschauen:

  • Papier: Cellulose (Baum oder Altpapier oder andere Quellen), Papierfabrik, Verteiler, Druckerei, Nutzung, Sammelstelle
  • Farbe: mineralische, fossile oder biologische Rohstoffe, Farbenhersteller, Druckerei, Nutzung, Sammelstelle
  • Transport zwischen allen Stationen

Das Aufzeichnen des Lebenszyklus zeigt einige Lücken im Kreislauf von Druckprodukten. Zwar wird das Papier gesammelt, doch es kann von den Farben nicht mehr restlos getrennt werden. Es entstehen also zwei Teile: gereinigte Papierfasern sowie eine Mischung aus Farbrückständen und verschmutztem Papier. Heute kann bedrucktes Papier nicht restlos wiederverwendet werden, noch lässt es sich restlos kompostieren, da es Chemikalien und Mineralien enthält. Man kann also von einem eingeschränkten Cellulosekreislauf sprechen, jedoch gehen die Farben verloren. Wie kann dieser Prozess verbessert werden?

Strategien

Wir haben unsere Recherche nach den verschiedenen Re- Ebenen aufgebaut (basierend auf dem 9 R Framework (siehe Potting et al. (2017) und Kirchherr et al. (2017)). Dabei haben die obersten Ebenen den grössten Einfluss, während die unteren Ebenen weniger zirkulär sind.

Refuse, Rethink, Reduce:

Die erste Strategie ist, den Einsatz von Duckprodukten zu überprüfen und allenfalls davon abzusehen. Wenn die Empfänger die Broschüren und Flyer gar nicht nutzen, sind die eingesetzten Ressourcen ziemlich sinnlos verwendet.

Briefe durch Emails zu ersetzen und damit Material zu sparen, tönt logisch, ist für die CO2 Bilanz aber nicht in jedem Fall ein Vorteil. Laut einigen Berechnungen stösst ein Brief im Schnitt 20gr CO2 aus, ein Email ohne Anhänge 10gr (Carbon Literacy, Geld für Müll). Ich kann diese Zahlen nicht nachprüfen und solche Bilanzen hängen zum grossen Teil von den gewählten Variabeln wie Strommix und Distanz ab. Es scheint, dass man mit einem gezielten Versenden von Emails CO2 einsparen kann. Allerdings nur, wenn man wirklich einen Brief durch ein einziges Email ersetzt – und dieses ohne Anhänge. Denn mit dem 'Gewicht' der Email, also der Dateigrösse, nimmt der CO2 Ausstoss schnell zu. Ebenso geht man davon aus, dass ein Brief ein einziges Mal gelesen werden kann. Doch je nach Inhalt wird ein Brief auch gerne herumgereicht, was bei einer Email kaum geschieht. Zusätzlich lässt sich eine enorme Zunahme der Menge an Email beobachten, gerade weil sie so leicht zu versenden sind – der Rebound Effekt.

Reuse:

Bücher aus dem herkömmlichen Druckprozess können nur teilweise wiederverwendet werden. Also könnte man doch den Druckprozess an sich überdenken? DuraBooks sind ein Beispiel dafür. Anstatt Cellulose wird ein Kunststoff zu einem feinen Blatt verarbeitet, ähnlich wie Papier. Dieses 'synthetische Papier' kann bedruckt und zu einem Buch gebunden werden. Weil es aus anorganischem, also technischem Material besteht, kann es theoretisch endlos wiederverwendet werden. Es muss aber in seinem eigenen Kreislauf bleiben, damit es rein bleibt.

Sozusagen ein gegenteiliger Ansatz ist das verwenden von Materialien, die vollständig biologisch und ungiftig sind. Das ist möglich, sowohl für Papier als auch die Farben. Man denke hier nur an das Papyrus der alten Ägypter, worauf unser heutiges Papier beruht. Auch für unsere modernen Druckprozesse gibt es solche Produkte. Ein so hergestelltes Buch könnte also bedenkenlos kompostiert werden und wäre vielleicht sogar positiv für den Hummus.

Beide Ansätze sind zwar bereits erfolgreich getestet worden, doch eine breite Verfügbarkeit in den Druckereien lässt noch auf sich warten. Gerade in Hinblick auf einen biologischen Kreislauf gibt es viele Initiativen, Innovationen und Zertifikate. Erste Druckereien (in der Schweiz: Vögeli) arbeiten nach dem Cradle to Cradle Prinzip. Doch da Papier zentral gesammelt wird, vermischen sich alle Stoffe wieder. Die zentrale Herausforderung ist also nicht die Machbarkeit, sondern das Abgrenzen eines kontrollierten Kreislaufs.

Repair, Refurbish, Remanufacture:

Dies betrifft vor allem die in den Prozess involvierten Maschinen und Werkzeuge. Als zusätzlicher Aspekt werden sehr wertvolle Dokumente von Buchbindern und Restauratorinnen instandegehalten. Darauf gehen wir hier nicht näher ein.

Recycle:

Altpapier wird vielerorts gesammelt und wieder in den Druckkreislauf geführt. Es ist also grundsätzlich seit langer Zeit möglich, Papier zu recyceln. Dabei müssen zwei Dinge betrachtet werden: Erstens müssen dem Kreislauf neue Fasern hinzugefügt werden, damit das Papier nicht an Qualität verliert, und der Prozess verbraucht Energie und viel Wasser. Dies sollte minimal gehalten werden. Zweitens sind Druckprodukte oft nicht optimal für eine Wiederverwendung geeignet. Die Chemikalien im Papier oder den Farben können giftig sein. Zusatzstoffe wie Kleber sind schwierig herauszufiltern.

Dieser Prozess wird in viele Richtungen verbessert. Papier aus FSC Quellen ist heute Standard. Ein neues Papier nutzt beispielsweise Gras zur Papierherstellung, welches entlang Autobahnen wächst und deshalb nicht verfüttert werden darf (Printelligent). Bei den Farben gibt es viele Produkte, die zu einem grossen Teil mit biologischen Rohstoffen arbeiten und auf Mineralöle verzichten. Stattdessen werden Pflanzenöle aus Holz, Soja und Leinen verwendet. Wie bereits erwähnt, kommt man so dem Ziel näher, vollständig kompostierbare Druckprodukte herzustellen. Ein Knackpunkt sind die Pigmente. Mineralische Pigmente werden seit Jahrhunderten aus Steinen gewonnen oder heute auch chemisch hergestellt. Diese haben eine sehr hohe Leuchtkraft, lassen sich aber nicht wiederverwenden. Farben auf biologischer Basis, wie sie zum Beispiel aus Gemüse gewonnen werden können, lassen sich auf Offsetmaschinen anwenden. Sie erreichen niemals die gleiche Leuchtkraft und kommen so nur als Extrafarben infrage, dafür sind sie kompostierbar.

Für die Gestalter liegt hier die Herausforderung, aus der grossen Menge an Papieren, Farben und Druckprozessen auszuwählen. Grundsätzlich sollte natürlich möglichst wenig gedruckt werden, eventuell auch mit möglichst wenig Farbflächen.

Zusammenfassung

Abschliessend gibt es meiner Meinung nach zwei Strategien.

  • Die radikale Strategie: Das Ersetzen eines Druckproduktes durch etwas anderes oder gar nichts. Jede Kommunikationsmassnahme muss genau abgewägt werden.
  • Die inkrementelle Strategie: Das Optimieren des Recycling durch das Auswählen einer Druckerei, die ihre Prozesse giftfrei, möglichst natürlich und ressourcenschonend aufgebaut hat. Dazu gehört, dass die Gestaltung und Ausführung damit zusammenspielt.

Wir bei Koplanar haben uns intensiv mit den verschiedenen Strategien auseinandergesetzt. Durch hochwertige Gestaltung sorgen wir für zielgerichtete und langlebige Druckprodukte. Wir kennen die verschiedenen Druckprozesse und stimmen sie auf unser Konzept ab. Gerne helfen wir Ihnen dabei, zirkuläre Druckprodukte zu realisieren!

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